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Offener Brief vom 10. März 2021


An die Ministerpräsidentin Frau Manuela Schwesig,
an den Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Herrn Harry Glawe,
an die Ministerin für Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung Frau Stefanie Drese,
an die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Frau Bettina Martin

Anklam, den 10. März 2021


Freizeitangebote öffnen! Kinder- und Jugendsport trotz Corona möglich machen!


Sehr geehrte Damen und Herren,
am 5. März 2021 diskutierten Sie auf der Sitzung des MV-Gipfels die Umsetzung der Maßnahmen des Bund-Länder Beschlusses aus der MPK in dieser Woche. Ein Thema war unter anderem die Öffnung des Kinder- und Jugendsports. Wir, als Jugendvertretung der Kinder und Jugendlichen in
Anklam, freuen uns grundsätzlich, dass Sie endlich über eine Perspektive für die Öffnung von Freizeitangeboten sprechen. Leider werden die aktuellen Vorschläge vielen Kindern und Jugendlichen nicht gerecht. Daher wünschen wir uns, dass die Interessen von Kindern und Jugendlichen stärker gehört werden.
Wir fordern im Interesse der Kinder und Jugendlichen eine Öffnung von Freizeitmöglichkeiten wie Sportangeboten und Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit beispielsweise in Jugendclubs und Jugendzentren – selbstverständlich unter der verantwortungsvollen Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln.
Sport verbindet. Sport bietet Unterstützung, Zusammenhalt, einen mentalen Ausgleich und ein Gemeinschaftsgefühl.
Besonders die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft sind durch die
fehlenden sozialen Kontakte stark betroffen. Die psychischen Auswirkungen für die Kinder und Jugendlichen sind heute noch nicht in vollem Umfang abzusehen.
Erste Studien der TUI-Stiftung zeigen, dass 42 % der Jugendlichen unter den fehlenden Kontakten im Freundeskreis leiden.1
Neben den zunehmenden psychischen Folgen entstehen weitere gesundheitliche Probleme. Eine Studie des Universitätsklinikums Münster hat ergeben, dass es einen dramatischen Bewegungseinbruch bei Kindern und Jugendlichen im Breiten- und Freizeitsport gibt. Zeitgleich hat sich die Bildschirmzeit in dieser Altersgruppe deutlich erhöht.
Der Deutsche Olympische Sportbund sieht „die Gefahr von massiven und teilweise irreparablen Schäden an unserem Sportsystem“.
Das ist in Anbetracht der Konsequenzen für die körperliche
Fitness und Gesundheit von Hundertausenden von Kindern und Jugendlichen jedoch noch das geringere Übel.
Die Gruppe derjenigen Kinder, die sich in dieser Zeit fast gar nicht mehr bewegt haben, hat sich auf zirka 25 Prozent verfünffacht.2
Ein ebenfalls sehr großes Problem ist der Anstieg der Gewalt in Familien und gegenüber Kindern und Jugendlichen.
Opferschutzorganisationen gehen davon aus, dass Quarantänen und
Kontaktbeschränkungen familiäre Konflikte zuspitzen. Das belegt auch eine gemeinsame Studie der Technischen Universität München und des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung.
Laut der Studie auf Grundlage von 3.800 Befragten wurden in 6,5 Prozent aller Haushalte Kinder gewalttätig „bestraft“.
Es ist leider zu befürchten, dass die Dunkelziffer in der Corona-Pandemie
durch eingeschränkte Hilfsangebote und die fehlenden Vertrauenspersonen in Vereinen und Schulen deutlich höher liegt.
Eine Schließung des Kinder- und Jugendsports sowie von
Angeboten der Jugendarbeit ist ein hohes Risiko und kann aus unserer Sicht zunehmend zu Kindeswohlgefährdungen führen.3
Angesichts dieser Situation von Kindern und Jugendlichen fordern wir die politischen Verantwortlichen dazu auf, die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche unter Beachtung entsprechender Hygienekonzepte unabhängig vom Inzidenzwert wieder zu öffnen.
Insbesondere die Träger des Kinder- und Jugendsports und der Jugendhilfe haben entsprechende Hygienekonzepte in den letzten Monaten erarbeitet, die nachweislich Infektionen verhindern können.
Gängige Maßnahmen wie die Einhaltung der Abstandsregeln oder die regelmäßige Händedesinfektion sind auch in Zukunft einzuhalten. Darüber hinaus sollte der Sport vor allem im Kindesalter ausschließlich an der frischen Luft und nicht in Hallen stattfinden.
Unter diesen Umständen appellieren wir, die Jugendlichen und im Besonderen die Kinder wieder auf die Sportplätze und zum Training zu lassen sowie weiterhin die Möglichkeiten anderer Freizeitangebote wieder zu ermöglichen.
Wir erwarten, dass Kinder und Jugendliche aktiv in Entscheidungen miteinbezogen werden und ihre Perspektive gehört wird. Wir stehen gerne für einen Austausch auch zu weiteren Themen neben der Öffnung des Kinder- und Jugendsportes zur Verfügung.


Mit besten Grüßen

Das Jugendparlament der Hansestadt Ankla
vorstand@jupa-anklam.de

Quellen:
1 Siehe https://www.tui-stiftung.de/media/jugendstudie-2020-der-tui-stiftung-junge-deutsche-solidarisch-gegen-corona-undfuer-mehr-europa/
2 Vgl. www.sportschau.de/weitere/breitensport/studie-muenster-bewegungsmangel-kinder-100.html
3 Vgl. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Tatort-Wohnzimmer-Corona-und-haeuslicheGewalt,haeuslichegewalt110.html

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